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TSV ist Mitglied bei Special Olympics Hessen

Der TSV 1904 Nieder-Mörlen ist seit Mitte dieses Jahres Mitglied bei Special Olympics Hessen e. V. Der Verein ist ein Mehrspatenverein mit 7 Abteilungen und ca. 1.200 Mitgliedern. Die Turnabteilung ist mit fast der Hälfte der Mitglieder die größte Abteilung und ist im Kinderturnbereich sehr gut aufgestellt mit über 30 Übungsleitern und Helfern sowie 20 Turngruppen. Im Handball besteht eine Spielgemeinschaft, es gibt Volleyball, Tischtennis, Wandern, Laufen (incl. Nordic Walking) und Badminton.

Über die Gründe der Mitgliedschaft und gelebte Inklusion im Verein hat Judith Melzer mit Beate Dietz, Trainerin im Bereich Turnen, seit 2007 mit C-Lizenz für Trampolin, gesprochen.

Beate, seit Mitte des Jahres ist Euer Verein Mitglied bei uns geworden. Wie kam es dazu?

Ich habe bei einer Fortbildung von der hessischen Sportjugend Eileen Jakobi kennen gelernt und wir haben uns ausgetauscht bzgl. Sport mit Menschen mit Behinderung. Ich habe ihr erzählt, dass wir Trampolin inklusiv anbieten und dass ich 2014 eine Zusatz-Fortbildung dazu gemacht habe. In 2019 habe ich dann über sie, für den Inklusionskongress einen Fragenkatalog Living Library erarbeitet und unsere Angebot Trampolin inklusiv vorgestellt. In 2020 dann bei der Ideenwerkstatt vom Hessischen Turnverband wieder unser Sportangebot als „Best Practice“ zum Thema Inklusion präsentiert.

Im Rahmen der digitalen Inklusions-Woche im Mai 2021, habe ich erneut, da aber mit zwei Trampolin-Kids die eine Behinderung haben, den Workshop „Inklusives Trampolin-Turnen: Das Interview“ angeboten.

Hier habe ich Constanze Angermann kennen gelernt und so sind wird als Verein Mitglied geworden.

Du trainierst seit 2005 Kinder mit und ohne Behinderung, welche Herausforderungen gibt es beim inklusiven Training?
Eine Herausforderung ist es, den Kindern ohne Behinderung zu erklären, warum das eine oder andere Kind manches nicht machen muss oder andere Aufgaben bekommt, als sie selber. Und die Wartezeit, bis sie wieder auf das Gerät kommen so zu gestalten, dass es nicht langeilig wird. Hier fehlen uns manchmal aber tatsächlich auch die Helfer dazu Stationen aufzubauen, die nicht betreut werden müssen ist nicht ganz leicht, gerade wenn Kinder mit Behinderung dabei sind.
Wie wirkt sich das Training auf Kinder ohne Behinderung aus? Wie erlebst Du das Miteinander?
Ich sehe keinen Unterschied zu den Gruppen, in denen keine Kinder mit Behinderung teilnehmen. Die Kinder sind offen, im Gegenteil, sie sind sehr hilfsbereit und helfen sich gegenseitig. Manchmal vergesse ich die Aufstiegshilfe, einen kleinen Kasten, zu holen, dann flitz irgendeiner los und holt ihn, wenn sie merken, der andere kommt nicht auf das Gerät. Natürlich wollen sie auch manchmal die extra Übungen machen, die die Kinder mit Behinderung aufbekommen, dann darf jeder es mal ausprobieren. Bei Kindern funktioniert sehr viel, einfach nur über das zuschauen.
Nehmen die Kinder mit Behinderung auch an Wettkämpfen teil?
Wenn sie eine Pflicht-Übung mit 10 Sprüngen hinbekommen, können wir sie in der offenen Klasse anmelden und da können sie dann unabhängig vom Alter mitmachen. Bei manchen klappt es, manche bekommen es nicht hin.
Ist Euer Verein auch offen dafür, in anderen Sportarten Menschen mit Behinderung zu integrieren?
Bisher hat außer der Turnabteilung noch keine andere Abteilung ein Angebot. Im Mannschaftssport mit Runde ist es eher schwierig.
Du bist auch Prüferin des Sportabzeichens, bietest Du das auch für Menschen mit Behinderung an?
Ja, ich darf auch die Abnahme vom Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung machen und biete es auch an.
Gibt es weitere Aktionen?

Im Rahmen von Ferienspielen und Freizeitgestaltungen der Lebenshilfe Wetterau/Gießen haben wir auch schon Trampolin-Tage für Ferienkinder angeboten. Auch diverse Anfragen erhalten. Wegen Corona musste leider im Mai 2020 ein Aktionstag für Erwachsenen ausfallen.

2017 haben wir über einen Förderantrag bei Aktion Mensch eine Anbau-Bungee-Longe erhalten, die regelmäßig zum Einsatz kommt (wegen Corona derzeit Pause, auch hier fehlen leider oft die Helfer zum aufbauen), hier können alle ohne Angst, dass etwas passiert mal an ihre Grenzen gehen. Jeder wie er kann!

Quelle: SOHeld Zeitung, Ausgabe: November 2021, Mitglieder stellen sich vor (Seite 18 und 19)